Ein kurzer Ausflug in die systemische Denkhaltung
Ein Unternehmen, eine Familie, eine Gemeinschaft ist ein System. Und als solches ein ganzheitlicher Zusammenhang intensiver, produktiver Beziehungen, der durch eine Systemgrenze von der es umgebenden Umwelt getrennt ist.
Hierbei gilt: Jedes System ist mehr als die Summe seiner Teile. Es sind die Wechselwirkungen und Muster zwischen den Elementen des Systems, die ein System definieren. Jedes Verhalten von Einzelnen ist gleichsam Ursache und Wirkung des Verhaltens anderer.
Erkenntnistheoretisch ist der Konstruktivismus die Grundlage systemischen Denkens: Ein System ist etwas, das vom Beobachter erkannt wird, Erkennen ist das aktive Wahrnehmen von Unterscheidungen und somit subjektiv und konstruiert.
Dies ist eine der zentralen Annahmen im systemischen Coaching: Wir konstruieren unsere Wirklichkeit! Die Konstruktion erfolgt in einem sozialen Prozess von Sozialisation und Versprachlichung, also durch Kommunikation!
Und die dabei entwickelten Konstruktionen unserer eigenen Erfahrungswelt sind „Landkarten“ und nicht die Landschaft selbst!
Wenn wir nun aus der systemischen Perspektive persönliche Krisen, Entscheidungen oder Verhaltensweisen betrachten, so gilt, dass wir uns über die Landkarten austauschen und es gibt hierbei keine „richtige“ oder „falsche“ Landkarte, sondern nur eine „angemessene“, „nützliche“ oder weniger angemessene oder weniger nützliche.
Systeme sind autonom, regulieren sich selbst und haben die Tendenz, sich zu stabilisieren. Da man nicht instruktiv mit Systemen interagieren kann, d.h. man kann einem System keine Veränderung „vorschlagen“, sind diese nur durch gezielte Interventionen, wie Störungen herbeizuführen.
Im systemischen Coaching geschieht dies in vertrauensvoller, wertschätzender Atmosphäre beispielsweise durch besondere Fragetechniken, die den Perspektivwechsel, positive Konnotationen oder eine Vergrößerung des Möglichkeitsraums bewirken sollen.
Der Grundsatz lautet: Jedes System verfügt bereits über alle Ressourcen, die es zur Lösung seiner Probleme benötigt.
Grundlage dieses Textes, sowie weiterführende Informationen sind in folgendem Werk zu finden: v. Schlippe,Arist/Schweitzer, Jochen (2016): Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung, Bd. I/II, Vandenhoeck&Ruprecht.